Ein Vogel singt nicht, weil er eine Antwort weiss – er singt, weil er ein Lied kennt (Chinesisches Sprichwort)

Dies ist das Lieblingszitat der Schweizer Schriftstellerin und Lyrikerin Ruth Loosli. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, ein faszinierendes Gespräch mit ihr zu führen.

„Was gibt dir Energie, Ruth?“: „Musik“, antwortete sie sofort. „Musik.Ruhige Musik, zum Beispiel von Dirk Maassen. Das inspiriert mich und ermöglicht es mir, in mich selbst einzutauchen. Auch kurze, prägnante Gespräche und Begegnungen sind energiespendend. Auch das Singen ist bedeutsam für mich. Ich lese mir auch meine Gedichte laut vor, um meine eigene Stimme zu hören.“

„War es schon immer dein Wunsch, Autorin zu werden?“ „In meiner Jugend interessierte ich mich für Schauspielerei, doch mein Lebensweg änderte sich durch die Geburt meiner Kinder.“ Ich habe zudem Atemtechniken erlernt, die unglaublich wichtig und hilfreich sind

Was würdest du jungen Menschen empfehlen, die gerne schreiben möchten, aber noch nicht damit begonnen haben?

„Mein Rat wäre, viel zu lesen, und zwar in dem Genre, in dem sie sich am wohlsten fühlen. Es ist essentiell, andere Genres auszuprobieren. Zudem sollten sie sich täglich Zeit zum Schreiben nehmen, auch wenn es nur 10 Minuten sind. Es geht nicht um die Menge des Geschriebenen, sondern darum, den Prozess zu beginnen. Man kann mit einem beliebigen Satz starten und einfach weiterschreiben.“

„Was hat dir bei deinem Schreiben geholfen?“

„Ich bin immer auf mein letztes Buch, meinen neuesten Gedichtband (Ein Reiskorn auf meiner Fingerkuppe), am stolzesten. Was mir am Anfang meiner Schreibkarriere geholfen hat, weiterzumachen, war der Gewinn eines Preises im Jahr 1997 für ein kurzes Theaterstück. Diese Anerkennung war unglaublich wichtig für mich! Mit dem Preisgeld von 5000 CHF, das ich erhalten habe, dachte ich mir, dieser Beitrag wird immer für mich da sein. Ja, ich besitze einen besonderen Kaffeekrug aus Metall. Wenn ich das Kaffeepulver darin mische, fühlt es sich wie Alchemie an. Dieses tägliche Ritual, das ich sehr liebe, hilft mir dabei, meinen Tag zu beginnen.“

Welche unerwarteten Inspirationsquellen haben deine Schreibweise maßgeblich beeinflusst?

„Ein prägendes Erlebnis war meine Begegnung mit dem Schriftsteller Gerhard Meier in Solothurn. Als er mich sah, meinte er „Sie schreiben auch?“ und das war der Moment, in dem ich realisierte, dass ich tatsächlich Schriftstellerin bin und begann, mehr an mich zu glauben. Ebenso wichtig war mein Studium an der Universität, wo ich später im Leben Latein in Kombination mit Theologie studierte. Dies erwies sich als eine Quelle der Inspiration, besonders, wenn ich die Wurzeln und Bedeutungen von Wörtern aus dem Lateinischen sofort erkenne.“

Wie gehst du mit Feedback und Kritik von Lesern um? Hat dies jemals deine Sicht auf deine eigenen Werke verändert?

„Ich muss ehrlich zugeben, dass ich damit nicht gut umgehen kann. Es fällt mir sehr schwer, Kritik anzunehmen, es sei denn, sie ist wirklich konstruktiv und hilft mir, meinen Text noch einmal zu überdenken. Kritik, die feststeht und nicht zur Diskussion steht, finde ich besonders hart. Mein Selbstbewusstsein ist in dieser Hinsicht nicht besonders stark ausgeprägt, was vielleicht auch daran liegt, dass ich dies als Kind nicht ausreichend entwickeln konnte.“

Was ist der ungewöhnlichste Schreib-Tipp, den du jemals erhalten oder gegeben hast?

„Liane Dirks, eine Autorin, die ich sehr schätze, riet mir: ‚Schreibe abends, auch wenn es nur ein wenig ist.‘ Diesen Rat befolge ich bis heute. Das Schreiben am Abend hilft mir, zur Ruhe zu kommen und den Tag abzuschließen.“

Schreibbild - Ruth Loosli
Schreibbild – Ruth Loosli

Schreibbilder

Ruths besondere persönliche Note sind ihre Schreibbilder. Es handelt sich um eine literarische Technik, die darauf abzielt, durch Worte visuelle Bilder zu erzeugen. Sie werden oft in Poesie und Prosa verwendet, um eine Szene, eine Stimmung oder ein Gefühl lebendig und anschaulich zu machen. Diese Technik beinhaltet die Verwendung von metaphorischer oder bildhafter Sprache, um dem Leser eine lebendige Vorstellung oder ein klares Bild dessen zu vermitteln, was beschrieben wird. Schreibbilder helfen dabei, die Leser in die Welt des Textes einzutauchen und eine tiefere emotionale Verbindung zum Inhalt herzustellen. Sie sind ein mächtiges Werkzeug, um die Vorstellungskraft des Lesers anzuregen und die Erfahrung des Lesens bereichernder und lebendiger zu machen.

Entdeckt und gelernt hat Ruth dies an der Universität Zürich bei Sandro Zanetti, der eine wesentliche Rolle für die Entwicklung ihrer Schreibbilder. spielte.

„Das Konzept der Schieferplatten – das Wegwischen und erneute Einritzen von Worten – war der Ausgangspunkt für meine Schreibbilder. Dies war ein bedeutendes Element für mich. Zudem integriere ich Worte durch Sticken in existierende Bilder.“

Meine letzte Frage: Was ist dein nächstes Projekt?

„Ich arbeite momentan an einem Prosawerk. Mehr möchte ich dazu nicht verraten. Es geht um Nähe und Distanz beim autobiografischen Schreiben. Meine Texte sind fast immer biografisch geprägt, sie spiegeln mein Empfinden und Erleben wider.“

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