Der grüne Kakadu – wie ich meine erste Geschichte in französischer Sprache schrieb

In meinem Wohnhaus in Montreux ist eine „Artist-in Residence“ angesiedelt. Dabei handelt es sich um ein weltweit bestehendes Programm, das Künstlern ermöglicht ihre kreativen Tätigkeiten außerhalb ihres Kulturkreises auszuüben. Genauer gesagt stellen wir hier im Haus ein kleines Studio gratis zur Verfügung, in dem der Künstler 5 Monate lang zu einem bestimmten Thema arbeitet, dabei für die Leute im Viertel Ateliers organisiert und zum Abschluss im Kulturzentrum/Museum die hier kreierten Werke in einer Ausstellung zeigt.

Die junge mexikanische Fotografin Fernanda Sanchez kam in der zweiten Jahreshälfte 2022 in unsere Residenz. Und mit welch spannenden Projekt kam sie zu uns ! Inspiriert hatte sie der französische Barock Komponist  Jean-Philippe Rameau mit seinem Werk «Le rappel des oiseaux» , das Vogelgeschrei nachahmt.  Wir sollten eine kurze Geschichte über ein Tier schreiben, das in unserem Leben eine Rolle gespielt hat und uns unter Fernandas Anleitung als solches verkleiden. Sie würde das Resultat fotografieren.  Mir fiel vorerst gar nichts ein…

In der folgenden Nacht erwachte ich und das Märchen «der grüne Kakadu» fiel mir wieder ein. Meine Mutter hatte es auf einem Magnetophonband mit anderen Kindergeschichten aus dem Radio aufgenommen. Der gründe Kakadu war mein Lieblingsmärchen, das ich immer wieder zurückspulte um dann mucksmäuschenstill zu lauschen. Ich kann mich gar nicht mehr genau an Details erinnern, nur das Krächzen des Kakadus hatte ich im Gedächtnis behalten sowie den Satz des Erzählers «und eine dicke Träne lief ihm über den Schnabel».

Und so schrieb ich das erste Mal in französischer Sprache (seit 30 Jahren meine Zweitsprache), was ich noch nie zuvor getan hatte und erzählte das erste Mal von meiner Mutter. Die Psychologie kennt das Phänomen, dass man in einer Fremdsprache leichter über tiefe Wunden schreiben kann.

Zur Geschichte „Der grüne Kakadu“

Christa Prameshuber als Kakadu
Christa Prameshuber als „Kakadu“ – Foto von Fernanda Sanchez

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