Simonetta Carusi (Bildmitte), geboren 1964 in Neapel, Germanistin und Übersetzerin.
Forschungsdoktorat in Vergleichender Literaturwissenschaft, Lehrauftrag für
Deutsche Literatur an der Università di Chieti-Pescara.
Die Atmosphäre dieser Erzählung ist durch die Musik und Österreich geprägt. Die Überschrift jedes Kapitels verweist auf ein musikalisches Tempo bzw. einen Satz, die welcher jeweils den emotionalen Rhythmus der Geschichte bestimmt. Daraus entsteht eine luftige Komposition, in der die Seele der beiden Hauptfiguren und gewissermaßen die Seele Österreichs zu spüren sind.
Vorzüglich ist die Neigung Christa Prameshubers zu einer Prosa, in der sich Wahrnehmung – das heißt, die Beschreibung von Persönlichkeiten, Umgebungen und Erlebnissen – und emotionale Intensität ständig ergänzen. Ab und zu taucht aus der Innenwelt der Autorin auch Humor auf, um uns auf die Vielschichtigkeit der Existenz aufmerksam zu machen, wo sich häufig hinter einem Gelächter ein Drama versteckt und manchmal im Vorherrschenden Leiden ein Strahl heiterer Weisheit schimmert. Eine Episode hat mich besonders beeindruckt, die Hochzeit des Großvaters der Autorin/Ich-Erzählerin. Dieses Ereignis hat eine starke Komik, aber schließlich wird die wesentliche Voraussetzung klar, nämlich die Tatsache, dass der Großvater im Ersten Weltkrieg ein Bein verloren hatte. Die Autorin zeigt also eine zierliche Sensibilität, indem sie die individuellen und kollektiven Tragödien heraufbeschwört, die im Hintergrund der ganzen Erzählung liegen und, wie gesagt, deren Voraussetzung darstellen.
Wenn eine Gattungsbestimmung überhaupt erforderlich ist, so handelt es sich hier um eine Biographie, doch in sehr weitem Sinne, denn Die Meisterin ist vor allem eine Autobiographie, obwohl die erklärte Protagonistin Tante Mia bleibt.