Christa Prameshuber mit Dagmar Nakesch

Im Portrait: Dagmar Nakesch – meine Miss Marple

In Zeiten des Internets sind die Menschen automatisch der Meinung, alles im Internet finden zu können. „Natürlich sind mittlerweile viele Archivbestände und Urkunden sowie Kirchenbücher digitalisiert, was ich schon allein aus Erhaltungsgründen sehr befürworte. Doch sind sehr viele Dokumente, Urkunden und sonstige Archivalien nach wie vor in den Archiven für eine Aushebung vorzubestellen, um diese dann durcharbeiten zu können. Daher bin ich überzeugt, dass die modernen Hilfsmittel wie Digitalisate, Datenbanken oder Verzeichnisse zwar sehr hilfreich sind, jedoch die Forschungsarbeit nicht ersetzen können“ so Dagmar Nakesch.

„Um ganz ehrlich zu sein: Die Suche in Hunderte Jahre alten Büchern in einem Archiv ist viel spannender, als nur zu Hause auf dem PC durch digitale Seiten zu blättern“, erklärt sie weiter. Seit Jahren bezeichne ich Dagmar als „Miss Marple“, denn sie ist wahrlich eine scharfsinnige Detektivin in der Ahnenforschung. Dank ihr weiß ich nun, dass es unter meinen Vorfahren einen Drehorgelspieler aus dem Friaul gab, Tuchhändler aus Neuhaus in Böhmen, einen Mundartdichter aus dem Innviertel und einen der ersten Friseure, der die entzückte Damenwelt mit Dauerwellen erfreute. Am beeindruckendsten: sie fand die Originalakte der Festnahme meiner Tante Toni durch die GESTAPO 1942 (in „Das mit der Liebe ist alles ein Schwindel“ beschrieben)

Dagmar Nakesch sagt: „Die Leidenschaft für Genealogie wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Großeltern waren Naturwissenschaftler und haben im Museum gearbeitet und mich schon als Kind mitgeschleppt – auch auf Ausgrabungsfelder, wo mein Onkel als Archäologe beschäftigt war. Das ist auch eine Art Ehrerbietung an unsere Ahnen, ohne die wir nicht hier wären.“ Einfühlungsvermögen sei ein wichtiges Element der Familienforschung, denn hinter jedem Namen und jedem Datum steht ein ganzes Leben. „Sei es die Chronik eines Bauernhofes, eines alten Markthauses, einer alten Villa am See oder ganz allgemeine Recherchen.“ Da gibt es einen Schlossermeister, der sein 100-Jahr-Firmenjubiläum umbenennen muss, weil er nun weiß, es sind schon ganze 430 Jahre; oder einen leidenschaftlichen Hobby-Konditor, der erfährt, dass er tatsächlich der Spross einer seit 350 Jahren bestehenden Bäckermeisterfamilie ist; oder eine Almwirtin ist zu Tränen gerührt, als sie erfährt, dass ihre Urgroßmutter bereits Sennerin auf ihrer angeheirateten Alm war. 

Kuriose Geschichten – ja, davon gibt es wohl mehr als angenommen!

Man mag fast nicht glauben, dass ein vermeintlich im Ersten Weltkrieg gefallener „Verlobter“ plötzlich auf einer Passagierliste auf Ellis Island auftaucht; dass ein junger Mann zeit seines Lebens bei seinem Freund, einem Hofbesitzer, ein- und ausgegangen war und dann in dessen Hofchronik seinen eigenen Ururgroßvater als Besitzer entdeckt: Dieser hatte das Anwesen beim Kartenspielen verloren … Dann findet sich ein überglücklicher Arzt und Hobby-Gitarrist, Sohn aus einer nach dessen Aussage „sehr faden“ Familie, der aber in Wahrheit einer Vaganten-Familie entstammt, die 360 Jahre als Markt- und Kirchenmusikerfamilie durch die Lande zog.

My Heritage“ ist eine tolle Datenbank von Familien-Stammbäumen, auch unter „Family Search“ (erstellt von den Mormonen) finden sich sehr viele Informationen.

Von eher unseriösen Datenbanken wie „Ancestry„, welche in den Medien sehr gerne beworben wird, sollte man eher die Finger lassen, da diese zum ersten „nicht sicher“ sind und nebenbei auch sehr kostenintensiv sind, sagt Dagmar.

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