«Sie alle hatten eine besondere Beziehung zu ihrer Tante»– so steht es in der Einführung von Eva Kneissels unterhaltsamem Buch «Die Tante» – und weiter:
«Die Tante – der Begriff ruft die unterschiedlichsten Assoziationen hervor: Dementsprechend existiert die Tante in einer Vielzahl von Spielarten: als flotte und aufgeschlossene Variante zur hausbackenen Mutter, als ältlicher Blaustrumpf mit dem lästigen Anspruch auf Besuche, als hochgeschätzte Erbtante mit sagenhaften Reichtum»
Tanten haben viele Künstler beeinflusst, sie tummeln sich in der Musik und Kunstgeschichte. Gerhard Richter versuchte seine Familiengeschichte mit dem Gemälde «Tante Marianne» aufzuarbeiten. Paul Klee verwendete das Thema mehrmals, so für die bunte «Tante aus England» , oder «Neffe und Tante« aus dem Jahr 1938. Oder Aristide Maillols «Tante Lucie», eine Hommage an seine Lieblingstante, die ihn aufgezogen hatte. Marie Bracquemond, eine der wenigen bekannten französischen Impressionistinnen, zieht Frauen als Modelle vor und findet sie im familiären Kreis mit Tante Louise.
Lady Gaga hat den bekannten Song «Joanne» ihrer geliebten Tante gewidmet, deren Todesdatum sie auf ihrem Arm eingravieren liess. Lange vor ihr verewigte Louis Armstrong seine «Aunt Hagar» mit einen grossartigen Blues. Gilbert Bécaud machte «Les Tantes Jeannes», unsterblich. Damit gemeint waren die sich abwechselnden Frauen die seinen Onkel «après le diner» besuchten, eine höchst amüsante Geschichte. Georges Brassens liebte sein Tante Antoinette, bei der er in Paris lebte, die aber früh verstarb. Ihre beste Freundin und Nachbarin, «Tante Jeanne» ersetzte sie und er schuf ihr ein Lied als Erinnerung an ihre Grosszügigkeit und offenes Haus für alle, wo jeder hinkommen konnte «Man gehörte in ihr Herz» – so beschrieb er dies.
„Was ein Mann schöner is wie ein Aff’, is ein Luxus.“ Dieser Ausspruch der legendären Tante Jolesch ist wohl das berühmteste Zitat der «Tante Jolesch», von Friedrich Torberg 1975 aus dem gleichnamigen Buch mit einer Anekdotensammlung über das alte, vergangene Österreich.
Tanten sind ein ergiebiges Thema, wenn man sich mal auf die Suche nach ihnen in der Musik und Malerei macht. Nur in Märchen kommen sie selten vor, da verwandtschaftliche Beziehungen zweiten Grades wohl zu komplex sind für Kindergeschichten.
Von kuriosen Bezeichnungen seien drei erwähnt:
das kleine Verkehrs-Flugzeug «Tante Ju» (Den Spitznamen “Tante” hat die Junkers JU 52, weil sie so „gutmütig“ zu fliegen war),
die Tante Emma Läden (so bezeichnet, weil dieser meist von einer einzelnen älteren Frau betrieben wurde)
oder die „Klatschtante“, eine Person, die gerne über andere herzieht.
Wir finden zahlreiche Tanten in der Literatur und ich möchte euch hiermit meine Top 5 Bücher über kuriose Tanten vorstellen.