Über mich
Vor zehn Jahren begann ich, mich intensiv mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen, und fand dadurch den Weg zum Schreiben. Mein Einstieg in die Literatur führte mich in das faszinierende Leben meiner drei Linzer Großtanten. Ihre Lebensmaximen – „Sei exzentrisch, frei und vorlaut“, „Stell immer Fragen, das macht gscheit“ und „Lass dich von niemandem kleinmachen“ – begleiten und inspirieren mich bis heute. Doch die Reise in die Vergangenheit eröffnete mir nicht nur Einblicke in ihre Welt, sondern auch in meine eigene.
Durch Nachforschungen in Archiven entdeckte ich Überraschendes: ein Urgroßonkel, der als Drehorgelspieler im Friaul umherzog, ein Mundartdichter in der Familie, und Vorfahren, die als Tuchhändler aus Tschechien eingewandert waren. An das Spielwarengeschäft meiner Urgroßeltern, das später von meinen Großeltern weitergeführt wurde, erinnere ich mich noch lebhaft aus meiner Kindheit. Eine Großtante war ausgebildete Opernsängerin, mein Vater ein anerkannter Schachspieler – eine illustre Familie? Vielleicht. Doch ich glaube, dass viele von uns solche unerwarteten Geschichten über ihre Vorfahren entdecken können. Für mich jedenfalls wurden sie zur Inspiration für zahlreiche Erzählungen.
Im Februar 2024 hatte ich das Privileg, als 319. „Turmeremitin“ im Linzer Mariendom zu leben. In 68 Metern Höhe verbrachte ich eine stille, kontemplative Woche hoch über der Stadt. Diese ungewöhnliche Erfahrung inspirierte mich zu meinem neuesten Buch Stille Rebellinnen – Geschichten aus dem Turmzimmer, das im Januar 2025 erscheinen wird.
Im Herbst 2024 hatte ich die Ehre, Teil eines außergewöhnlichen Buchprojekts zu sein: Fragen hatte ich noch – Geschichten von unseren Großeltern. Dieses besondere Werk vereint die Beiträge von 30 Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Mein Dank gilt dem Herausgeber Wolfram Schneider-Lastin, der mich eingeladen hat, an dieser berührenden Anthologie mitzuwirken. Meine Geschichte heißt „Die Krücken meines Großvaters“.
Die zahlreichen Zeitungsartikel und die begeisterten Reaktionen des Publikums bei unseren stets ausverkauften Lesungen im deutschsprachigen Raum zeigen, wie bedeutend das Thema ist, über die eigenen Wurzeln und die Frage „Woher komme ich, wer waren meine Großeltern?“ nachzudenken.
Meine Geschichte
Christa Prameshuber
Ich bin Österreicherin, lebe jedoch seit über dreißig Jahren in der Schweiz, einem Land, dessen Vielsprachigkeit ich stets bewundert habe und auch gerne lebe. Mein beruflicher Weg führte mich zu spannenden Aufgaben bei den Vereinten Nationen und in einer amerikanischen Firma – die Internationalität dieser Tätigkeiten und das Treffen mit so vielen Leuten unterschiedlichster Herkunft hat mich fasziniert und geprägt.
Erst als ich „erwachsen“ wurde, fand ich den Mut, eine neue Leidenschaft zu entdecken: das Schreiben. Kurz nach meinem 50. Geburtstag begann ich, die Erinnerungen an meine Familiengeschichte zusammenzutragen. Ursprünglich tat ich dies für meine Nichten, doch mit der Zeit wurde mir klar, dass ich diese Reise vor allem für mich selbst unternahm.
Was gibt es sonst noch „über mich“ zu sagen? Ich liebe Musik und Literatur – sie bereichern mein Leben jeden Tag. Ich bin dankbar für meinen großen, weit verstreuten Freundeskreis, der für mich wie ein Zuhause ist, egal wo ich bin.
Neben meiner Leidenschaft fürs Schreiben habe ich auch eine enorme Freude an Lesungen entdeckt. Meine Texte vor Publikum zu präsentieren und diese mit passender musikalischer Untermalung zu verbinden, erfüllt mich mit Glück. In der Welt der Schriftstellerinnen und Schriftsteller – eine zuvor unbekannte Sphäre – fühle ich mich inzwischen vollkommen angekommen.
Die Trilogie
«Sei exzentrisch, frei und vorlaut“, «Stell‘ Fragen, das macht g‘scheit», «Lass dich von niemandem kleinmachen» Das waren die Ratschläge meiner drei rebellischen Großtanten an mich. Die drei unangepassten, unverheirateten und kinderlosen Frauen waren frühzeitige Mentorinnen und haben meine Kindheit geprägt. Kuriose Anekdoten über einstige Liebhaber, abgewiesene Heiratsanträge, Reiseabenteuer und Berufswelten eines „Fräulein“, erzählt von den drei Damen mit Humor und Virtuosität, spiegeln sich in meinen Texten wider. Tante Mia, Tante Toni und Tante Mali sind in meiner Trilogie verewigt.
Seit mehr als dreißig Jahren lebe und arbeite ich in der Schweiz und Frankreich und fühle mich als Europäerin mit festen (ober)österreichischen Wurzeln.